Ausstellungen


„Gesichter Indiens“ - Eine Fotoausstellung von Horst Jäkel bis 07.03.2016 im komfor
18.01.2016 17:35 - Helmut Fleischhauer
Am Freitag wurde vor der Pause des Neujahrskonzertes 2016 im Kompetenzzentrum Forst die Fotoausstellung mit einer Laudatio von Kati Störch eröffnet. Eine durchaus passende Symbiose zwischen der Musik und den Fotos.

Heute traf ich mich mit dem 1939 geborenen Horst Jäkel im komfor, um in Ruhe über seine Aufnahmen und seine Eindrücke der Reise zu sprechen. In Forst ist er als Fotograf ja kein Unbekannter; seine Naturaufnahmen waren erst im vergangenen Jahr im Besucherzentrum des Ostdeutschen Rosengartens zu bewundern. 16 Tage lang besuchte er mit seiner Frau Indien; nicht das ganze Land, diesen Subkontinent in 16 Tagen zu bereisen, wäre eine undurchführbare Herausforderung gewesen. Der Schwerpunkt der Reise war der Bundesstaat Rajasthan im Westen Indiens und an Pakistan grenzend.
„Gesichter Indiens“ ist der Titel der Ausstellung. Den Begriff „Gesichter“ meint er wörtlich und nicht als Metapher; sein Ziel war es, Gesichter, Menschen in ihrem Umfeld festzuhalten.
Wir blieben an einem Foto stehen und Horst Jäkel erzählte, wie es entstand: „Wir fuhren mit einer Rickshaw durch eine ganz schmale Gasse, gerade genug Platz für zwei dieser Fahrzeuge. Eine Lastenrickshaw kam uns entgegen. Die Ladekapazität war enorm überschritten und der Fahrer war immer in Gefahr, dass seine abenteuerlich gesicherte Fracht samt Fahrzeug und ihm umkippt. Für diese Aufnahme hatte ich nur wenige Sekunden Zeit. Es war schon ein eigenwilligen Gefühl, als das Gefährt direkt neben uns war. Wir atmeten erleichtert aus, als wir vorbei waren. Ein anderer Reisender wurde bei einer ähnlich abenteuerlichen Begegnung verletzt.“ (Foto 1)

Er zeigte auf ein anderes Foto, auf dem ein Bus zu sehen ist, dessen Beförderungskapazität ebenfalls für deutsche Augen etwas befremdlich genutzt ist. Damit alle Passagiere mitfahren können, wird kurzerhand das Dach als 2 Etage verwendet. (Foto 2)

Auf einem Foto ist ein junges Mädchen zu sehen, das ihre kleine Schwester seitlich auf der Hüfte trägt. Horst Jäkel: „Die größeren Mädchen kümmern sich um die kleinen Geschwister und tragen sie stundenlang mit sich herum. So entlasten sie ihre Mütter.“
Gesichter Indiens – Marktfrauen, ein Straßenhändler mit seinen Schätzen um sich, freundlich lachende Frauen, Männer und Kinder.

„Die Frauen dort waren sehr aufgeschlossen, wenn ich sie fotografieren wollte. Das war in Ecuador ganz anders. Da griffen die Marktfrauen sofort zu Kartoffeln um sie als Wurfgeschosse gegen mich einzusetzen“, so Horst Jäkel.

Wir blieben vor einem Foto eines Dorffestes mit einem „Riesenrad“ stehen und mußten beide schmunzeln. Ein hölzernes technisches Wunderwerk mit vier Kabinen und Handantrieb. Die Jäkels waren bei dem Anblick so verdutzt wie ich vor Jahrzehnten in einem Dorf mit solch einem „Riesenrad“ bei meiner Durchquerung des Subkontinentes. (Foto 3)

Als der Sprachunterricht eine Pause einlegte, gingen wir in den ersten Stock, in dem weitere Fotos zu sehen sind. Horst Jäkel zeigte auf ein Foto und sagte: „Das müsste ein Sikh sein.“ (Foto 4) Ja, die Art, wie der Turban gebunden ist, das ist typisch für die Sikhs. Dazu passt auch seine Tätigkeit als Wächter mit einer Lanze. Die Sikhs gelten als die Kriegerkaste, sind aber keine Hindus. Sie gehören dem Sikhismus an. Ihre Heimat ist Punjab, das zwischen Indien und Pakistan mit der Unabhängigkeit geteilt wurde. Bei den folgenden Unruhen flohen Sikhs und Hindus aus Pakistan in das indische Punjab und Muslime in das pakistanische Punjab. Als radikale Sikhs vor etwa 30 Jahren ihren eigenen Staat forderten, kam es in ganz Indien zu pogromähnlichen Übergriffen gegen Sikhs.

Ein Foto im Obergeschoss zeigt kein Gesicht sondern das Taj Mahal in Agra im Bundesstaat Uttar Pradesh. Dieses imposante Mausoleum im Stil einer Moschee ließ der Großmogul Shah Jahan zu Ehren seiner verstorbenen großen Liebe Mumtaz Jamal erbauen.
Ein Besuch Indiens ohne das Taj Mahal zu sehen wäre keine richtige Indienreise.

Ich fragte Horst Jäkel, wie denn seine Frau die Reise empfunden habe. „Ich war so mit der Fülle der Motive beschäftigt, dass ich den Reiseleitern gar nicht vernünftig zuhören konnte. Mein Frau hat diesen kulturellen Teil übernommen und mir das dann erzählt.“

Gedanken …
Was hat Kunst gemeinsam?
Beim Hören von Musik, dem Betrachten von Kunstwerken und auch Fotografien muss tief innen eine Saite erklingen. Horst Jäkel hat mit seinen einfühlsamen Fotografien, die nie aufdringlich sind, berührende Emotionen eingefangen.
Das ist für mich die wahre Kunst der Fotografie.

Wenn Sie, verehrte Leserinnen und Leser, schon einmal in Indien waren, sollten Sie sich die Ausstellung unbedingt in Ruhe ansehen. Ich verspreche Ihnen, Sie werden die Klänge und Gerüche dieses so kontrastreichen Landes noch einmal erleben.
Wenn Sie noch nie in Indien waren, sollten Sie die Ausstellung ebenfalls besuchen. Vielleicht möchten Sie das dann auch einmal selbst erleben.

Da im komfor fast täglich Veranstaltungen und Schulungen stattfinden, vereinbaren Sie bitte einen Termin, damit Sie alle 44 Fotos betrachten können.

Telefon: 03562/ 6938-60 (wochentags) oder nach 14 Uhr 03562/ 9703-60
Geöffnet Montag - Freitag von 9 bis 14 Uhr oder nach Vereinbarung
Email: info@kom-for.de






Die Laudatio von Kati Störch

Sehr geehrte Damen und Herren, auch ich möchte sie ganz herzlich begrüßen.

Wir freuen uns, heute Abend die Ausstellung des Forster Fotografen und Weltenbummlers
Horst Jäkel eröffnen zu dürfen. Sie trägt den Titel "Gesichter Indiens".
Die Fotos sind auf seiner Reise durch dieses Land entstanden.

Schon in jungen Jahren hat Horst Jäkel seine Leidenschaft für die Fotografie entwickelt.
Nach einem Zusatzstudium der Umweltwissenschaften war er viele Jahre im Tief- und Gartenbauamt hier in Forst tätig. Vor allem mit seiner Naturfotografie im Makrobereich hat er sich einen Namen gemacht. In seinem Leben hat er die verschiedensten Orte bereist, nahe und ferne - und hat dabei Landschaften, Tiere, Architektur und Menschen porträtiert. Besonders die Naturfotografie in all ihren Facetten und ferne Länder sind seine bevorzugten Themen. Für seine Aufnahmen ist er nicht nur mit großen Touristengruppen unterwegs, sondern erkundet Landschaft und Menschen vor allem auch allein oder mit nur wenigen Mitreisenden.

In dieser Ausstellung, in der die "Gesichter Indiens" im Mittelpunkt stehen, bringt Horst Jäkel in jedem Bild das Lebensgefühl dieses Landes zum Ausdruck - Indien. Er sagt, dass ihn bei dieser Reise neben den grandiosen Landschaften und der faszinierenden Architektur vor allem auch die dort lebenden Menschen stark beeindruckt haben.
In Indien hatte er diesmal kein schweres Fotoequipment wie sonst mit dabei, sondern nur einen Fotoapparat mit Zoomobjekt. Denn er versucht, mit Einfühlsamkeit seine Motive zu erkunden und zu gestalten.
Ich denke, genau diese emotionale Atmosphäre spürt man, wenn man seine Fotos betrachtet.
Was mich stark mit der Fotografie von Horst Jäkel verbindet, ist die Leidenschaft für die Natur durch die unterschiedlichsten Blickwinkel.
Vor allem aber beeindruckt mich besonders die persönliche Nähe zu seinen Motiven.
Und genau das zeigen ganz deutlich die Bilder in dieser Ausstellung.

Ein deutscher Schriftsteller und Kulturkritiker, Hugo Ball (1886 - 1927), stellte einmal fest:
„Das Bild ist die Mutter des Wortes“. Die Fotos von Horst Jäckel sind ein wundervolles Beispiel für dieses Zitat, denn ganz ohne Worte wird man beim Betrachten sofort in die Stimmung hineingezogen. Ja fast, als wäre man selbst dabei gewesen.
"Gesichter Indiens" - es sind nicht nur Menschen, die er porträtiert, es ist als würde er ganz selbstverständlich Stimmungen einfangen, das Gefühl der Lebensart aufnehmen und in seinen Fotos festhalten.

Nun wünsche ich uns allen einen angenehmen Abend.
Genießen Sie die herrlichen Bilder und die wundervolle Musik.
15.01.2015 Kati Störch